St. Galler Buchkultur


Kategorie:
Traditionelles Handwerk
Kanton:

Beschreibung

Das Herstellen von Büchern hat in St. Gallen eine grosse Tradition. Als Zeuge davon beherbergen noch heute die verschiedenen Bibliotheken der Stadt einen historischen Schatz mit kunstvollen Handschriften und wunderbaren Exemplaren der frühesten Drucktechniken wie auch wichtige Bestände zeitgenössischer Buch gestaltung. Bekannte historische Persönlichkeiten prägten diese Tradition, darunter zahlreiche Buchkünstler des frühmittelalterlichen Klosters St. Gallen, aber auch der reformatorische Bürgermeister und Dichter Vadian, dessen Buchsammlung zum Grundstein für die Kantonsbibliothek Vadiana wurde. Eine der ältesten Zeitungen Europas, «Annus Christi», wurde in Rorschach in der Fürstabtei St. Gallen gedruckt.

Darüber hinaus hat die Buchgestaltung mit anspruchsvoller Typografie in St. Gallen Tradition. Gestern wie heute gibt es weltbekannte Institutionen und Buchgestalter, die hier arbeiten, einen zeitgenössischen Diskurs anregen und mit ihren Büchern international Beachtung finden. Institutionen wie der Verlag von Henry Tschudy, Gestalter wie Rudolf Hostettler, Max Koller, Hans-Peter Kaeser und Jost Hochuli prägen die Tradition des Buches in St. Gallen. Ihre Schüler wie Gaston Isoz und die Agentur TGG Hafen Senn Stieger führen diese Tradition weiter, und junge Designer halten die Buchkultur heute am Puls der Zeit.

Bildergalerie

  • Seite aus dem St.Galler Codex Abro-gans, dem ältesten Buch in deutscher Sprache. [Cod. Sang. 911, Pergament, 323 pp., Abrogans – Vocabularius (Keronis) et Alia, um 790] © Stiftsbibliothek St.Gallen
  • Stiftsbibliothek Ausstellungssaal [St.Gallen, 2014] © Stiftsbibliothek St.Gallen
  • Max Bills Zirkel-Zeichnungen ergänzen kongenial die 33 Konstellationen Gomringers. Texte und Zeichnungen sind sensibel einander zugeordnet und in die Seite gesetzt. [Eugen Gomringer: 33 konstellationen. Erschienen im Tschudy-Verlag. St.Gallen, 1960] © VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen
  • Ein grosszügig gestaltetes, wertvolles Hilfsmittel für den typografischen Laien und den Typografiehistoriker. [Rudolf Hostettler: Type. A selection of types. Une sélection de caractères d’imprimerie. Eine Auswahl guter Drucktypen. St.Gallen, London, 1949] © VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen
  • Umschlag aus der von Rudolf Hos-tettler gestalteten Reihe «Hubers Klassiker der Medizin und der Natur-wissenschaften». [Josef Tomcsik (Ed.): Pasteur und die Generatio spontanea. Bern, Stuttgart, 1964] © VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen
  • Eine Arbeit, die beim Erscheinen internationales Aufsehen erregte – wegen ihres Konzepts und wegen der praktischen, übersichtlichen und zugleich ansprechenden Gestaltung. [Rudolf Hostettler: The printer’s terms. St.Gallen, 1949] © VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen
  • Auf einem rigiden Raster werden verschiedene Drucktypen-Alphabete vorgestellt, zusammen mit den Entwerfern, dem Jahr der Veröffentlichung und weiteren Informationen. [Jost Hochuli: Freude an Schriften. Spass an der Freude. Ein typografisches Pasticcio. St.Gallen, 1993] © VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen
  • Zu einer Zeit, da keine Druckerei mehr in Schriftmusterbücher investierte, gab Zollikofer dieses Verzeichnis heraus: 24 Seiten Inhalt, mit Klammern in einen grauen Papierumschlag geheftet; die nötigsten Informationen, übersichtlich und witzig gestaltet – die Arbeit eines Könners. [Zollikofer AG, St.Galler Tagblatt: Schriftenverzeichnis. St.Gallen, 1989] © VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen
  • Bereits der Einbandüberzug weist auf den ebenso grosszügig gestalteten Inhalt dieser Dokumentation hin. Hochbauamt der Stadt St.Gallen: Natur- und Kunstmuseum St.Gallen 1877/1987. St.Gallen, 1987] © VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen
  • Ein witziges Spiel mit Versalien einer schmalhalbfetten Serifenlosen und den entsprechenden Morsezeichen und Signalflaggen. Das blau bedruckte Transparentpapier ermöglicht reiz-volle Durchblicke und Überlagerungen. [Ian Anüll: Künstlerheft. St.Gallen, 1987] © VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen
  • Für das 168 Seiten umfassende und ein Kilogramm schwere Typotron-Heft hat die Autorin Liana Ruckstuhl fünfzehn ehemalige Lokomotivführer interviewt. [Typotron-Heft 28 – Lokremise St.Gallen, 2011] © TGG Hafen Senn Stieger
  • Der Gestalter hat diesem satirischen Roman mit spürbarer Freude eine passende Form gegeben. [Jaroslav Hašek: Geschichte der Par-tei des gemässigten Fortschritts im Rahmen des Gesetzes. Berlin, 2005] © VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen

Referenzen und Dossier

Publikationen
  • Roland Früh: Buchgestaltung in St. Gallen. St. Gallen, 2008

  • Hermann Strehler: Die Buchdruckerkunst im alten St. Gallen. Die Geschichte der Offizin Zollikofer. Vom «Wochenblatt» zum «St. Galler Tagblatt». St. Gallen, 1967

  • Jost Hochuli: Buchgestaltung als Denkschule: über die Symmetrie im Buch, über Funktion und Funktionalismus in der Buchttypografie und gegen die Ideologisierung gestalterischer Strukturen (Stuttgarter Schriftenreihe Typografie). Stuttgart, 1991

  • Jost Hochuli: Buchgestaltung in der Schweiz (Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia). Zürich, 1993

  • Jost Hochuli: Bücher machen. Praxis und Theorie. St. Gallen, 1996

  • Richard Hollis: Schweizer Grafik: die Entwicklung eines internationalen Stils, 1920–1965. Basel, 2006

  • Rupert Kalkofen: Das Büchlein der Bücher: 25 Jahre VGS Verlagsgemeinschaft St. Gallen (Edition Ostschweiz, Heft 5). St. Gallen, 2004

  • Robin Kinross: Jost Hochuli aus englischer Sicht. In: Jost Hochuli: Drucksachen, vor allem Bücher. Sulgen, 2002

Dossier